Unsere Kaffeereise nach Ruanda zu unseren Partnern

Mai 2023

30. April 2023 - Ankunft in Kigali

Erstes Treffen mit Muraho Trading

1. Mai 2023 - Die Coffee Washing Stations im Distrikt Nyamasheke

Wir besuchen die vier Kaffee-Stationen Rugali, Kilimbi, Cyesha & Gisheke und die Dry Mill von Muraho

2. Mai 2023 - Die Coffee Washing Stations im Distrikt Nyabihu

Wir fahren nach Nyabihu um die Kaffeestationen Shyira und die Kooperative Vunga kennen zu lernen.

3. Mai 2023 - Im Office in Kigali

Zurück in Kigali planen wir präsentationen und Cuppings zusammen mit Muraho Trading

4. Mai 2023 - Geplante Tour nach Burundi

Wir können Kaffees in Burundi kennen lernen.

5. Mai 2023 - Besuch der Organic Coffee Wasching Station Mbizi

Wir besuchen die Organic Coffee Wasching Station in Mbizi und Lernen das Women Extension Project kennen.

6. Mai 2023 - Rückreise nach Deutschland

Kigali Downtown

30. April 2023 - Ankunft in Kigali

Wir treffen uns gegen Mittag mit den restlichen Besuchern des Ruanda Field Trips um den Zeitplan der Woche zu besprechen, allgemeine Fragen zu besprechen und uns erst einmal kennen zu lernen.

Mit dabei sind:

  • Karthick Anbalagan von der „Muraho Trading Company“ unserem Exportpartner aus Ruanda und Organisator dieser Tour
  • Michael Wienhold von „Rehm Hamburg“ unserem Importpartner in Deutschland
  • Die Röster Sascha von „GreenRoast“ aus Grünstadt und Costas von „Samba Coffee Roasters“ aus Athen
  • ... und natürlich Nicole und Hans (ich) von der „Dauner Kaffeerösterei“.

Mit so einer kleinen Gruppe werden wir bestimmt eine intensive Zeit verbringen können.

Nach dem ersten Meeting machen wir eine kurze Fahrt durch die extrem ruhige (Sonntag) und saubere Hauptstadt Kigali zum zentralen Genocide Memorial, einer der vielen Gedenkstätten im Land zum verheerenden Völkermord im Jahr 1994. Beeindruckend emotional und doch sind solche Ereignisse nach wie vor unbegreiflich…

Nach einem abschließenden Abendessen und einem kleinen Spaziergang zum Hotel geht es früh zu Bett. Morgen geht es früh los „in den Kaffee“.

Muraho Trading Co.

Die Muraho Trading Company aus Ruanda wurde 2016 von den Brüdern Karthick und Gaudam Anbalagan gegründet. Beide aus einer Kaffee-Exporteur Familie stammend, haben sie recht früh verstanden, das ruandische Kaffees hervorragende Qualitäten und ein kraftvolles Potential besitzen.

Die Spezialität der Coffee Washing Station (CWS) von Muraho Trading sind Natural und Honey Kaffees. Im Gegensatz zu gewaschenen Kaffees („fully washed“), die ebenfalls produziert werden, werden beim Natural Processed Kaffee die ganzen Kirschen ohne vorheriges Schälen getrocknet.

Eigentlich die unkomplizierteste Methode der Verarbeitung, da dieses Verfahren (fast) ohne Wasser auskommt und lediglich gutes Wetter zur Trocknung benötigt. Aber die Prozesse, die während der Trocknung ablaufen, von gewünschter Fermentation (gute, besondere Aromaentwicklung), über unerwünschte Fermentation (schlechte Aromen) bis hin zu Schimmel und Fäule ist hier alles möglich.

Beim Honey Processed Kaffee, wird lediglich die äußere Schale der Kaffeekirschen entfernt (entpulped) und dann mit dem Fruchtfleisch getrocknet. Je nach Dicke des Fruchtfleisches und der Trocknung unterscheidet man Yellow, Red und Black Honeys in Abhängigkeit von der Farbe nach dem Trocknen.

Dieses Verfahren ist ebenfalls sehr kritisch, weil die ersten Tage der Trocknung sehr entscheidend sind, und der Selektion der Kirschen hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Anfänglich werden die Kaffees halbstündlich von Hand gewendet. Später nur noch 4-6 mal am Tag.


1. Mai 2023 - Die Coffee Washing Stations im Distrikt Nyamasheke

Um 5.30Uhr werden wir mit zwei Geländewagen abgeholt. Das Tagesprogramm ist straff. 4,5 Stunden Autofahrt in den Westen zum Lake Kivu, um dort vier der sechs Muraho Washing Stations und die firmeneigene Dry Mill zu besuchen.

Dass es hier in Ruanda auch gute, trendige Kaffee-Bars gibt, merken wir bei unserem ersten Stopp nach 45min. Kaffees aller Zubereitungen vom Feinsten, nette Atmosphäre und tolle Snacks.

Nach 2,5 Stunden sehen wir zum ersten Mal den Lake Kivu und das Kongo-Ufer auf der anderen Seite. Wir durchfahren auf der Uferstraße gefühlt jede Bucht und schrauben uns immer wieder hoch bis auf 2000m, wie uns unser Fahrer Eustache Mutakirwa, der Operations Manager von Muraho Trading erklärt. Eustache leitet und überwacht alle operativen Tätigkeiten der Washing Stations und kann uns schon auf der Fahrt viele Informationen zur Region geben.

Die Landschaft ist sehr grün, fast jeder Hektar Land wird mit Bohnen, Mais, Reis, Tee, Maniok und vielen Bananenbäumen kultiviert und der See ist trotz seiner Größe unbeschreiblich idyllisch. So schön und grün hatten wir uns Afrika nicht vorgestellt.

Aber es regnet auch viel und zeitweise stark. Wir befinden uns am Ende der Regenzeit.

So erreichen wir bei deprimierendem Regen gegen 10.30h die zentrale Washingstation „Rugali“, die wir aber erst am Nachmittag besichtigen wollen. Kurze Pause und dann geht es 700m weiter bergab bis ans Ufer des Kivu Sees, um dort in ein kleines Transportboot zu steigen, welches uns zu den drei anderen Washingstations bringen wird.

Die Muraho Trading Stationen dieser Region liegen alle unmittelbar am Kivu See. Das verleiht ihnen nicht nur eine traumhafte Lage, sondern die idealen Trockenbedingungen der warmen, leicht feuchten Seewinde ermöglichen hier gute und lange Trockenzeiten. „Feuchte Luft zum Trocknen“ hört sich für uns erstmal ungewohnt und widersprüchlich an, es zeigt sich aber, dass dieses extrem positive Trockenparameter schafft. Die Qualität der Muraho Trading Kaffees gibt dem Recht.

Durch die Lage der Washing Stations am See können die umliegenden Farmer, z.T. mit Ihren Kaffeefeldern auf den vielen kleinen Inseln im See beheimatet, die Kaffeekirschen ihrer Ernte aber auch schneller und einfacher mit dem Boot, als auf dem mühsamen Landweg zu den Stationen bringen.

Die erste CWS, die wir nach 30min mit dem Boot und relativ trockenen Schuhen erreichen heißt „Kilimbi“. Vom Ufer sind es noch 500m leichter Fussweg, aber es regnet weiterhin und die Regenjacken sind notwendig.

Aber das Herz geht uns zum erstem Mal auf, als die Teammitglieder der CWS mehrere tolle afrikanischen Gesänge anstimmen, von denen wir zwar höchsten die Worte „Muraho“ für: „wie geht es Dir?“ und „Hobe-Hobe-Hobe“ als herzliche Begrüßungsformel verstehen. Aber wir versuchen mitzusingen und der Rhythmus reißt uns sowieso mit. Gänsehaut No. 1.

„Washingstation“, so nennen sich besonders in Afrika die zentralen Stellen, zu denen die Farmer die frisch geernteten Kaffeekirschen bringen, um diese durch das Team der CWS (steht für CoffeeWashingStation), weiter aufarbeiten, sortieren und trocknen zu lassen. Das „Washing“ steht ursprünglich für das Entfernen der Kaffeekirschenschale von den Kernen und das anschließende Entfernen der Mucilage, einer Pektinschicht um den Kern, um einen sauberen und leicht zu trockenen Kern (unsere Kaffeebohne) zu erhalten. Wie das genau funktioniert, werden wir morgen noch sehen, und da werde ich es auch beschreiben…

Über zumeist Holzgestelle sind grobe Metallgitter gespannt, über die dann feinere Nylonnetzte gelegt werden. Hierauf werden die ganzen Kirschen (Natural), „grob geschälte“ Honeys oder gewaschene Kaffees zum Trocknen ausgebreitet.

Vorteile: Die Kaffees können von den Luftströmungen umströmt werden, das manuelle Wenden der Kirschen/Kerne kann im Stehen erfolgen, das Nachsortieren ebenfalls. Und bei Regen kann alles schnell mit einer Plane abgedeckt werden. Langsames Trocknen bringt höhere Qualitäten. Durch die Dicke der Schichten kann die Trockengeschwindigkeit ebenfalls beeinflusst werden.

Nachteile: Die Fläche ist im Gegensatz zur Bodentrocknung stark limitiert, man braucht also viel Gesamtfläche. Die Tische sind teurer als das Trocknen auf dem Boden, und müssen immer wieder repariert werden.


Ruanda Reise 2023